CITYMAG - Stadtmagazin Thessalonikis, Oktober 2020
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„Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Fischer Gedichte schreiben und die Dichter fischen.“
Am 28.12.2019 ist in Athen der Komponist Thanos Mikroutsikos verstorben.
1947 in Patras geboren war er neben Mikis Theodorakis und Manos Hatzidakis der jüngste der griechischen Komponisten, die mit ihren Werken Musikgeschichte geschrieben haben.
Getrieben von einer schier unstillbaren intellektuellen Neugier und menschlicher Offenheit verstand er es, die unterschiedlichsten Musikstile in seinen Kompositionen zu vereinen. Beeinflusst von der klassischen Fugentechnik, der Zwölftonmusik, dem Blues, dem Rock und natürlich von der traditionellen griechischen Musik schuf er einen so zutiefst eigenen Kompositionsstil, der an Intensität kaum noch zu steigern ist.
Neben der Komposition einiger orchestraler Werke, die auch weltweit aufgeführt wurden (u.a. auch in Berlin, Leipzig und Dresden) beschäftigte er sich vor allem mit der Vertonung von Gedichten. Mit poetischer Sensibilität und seinem Talent, Worte in Töne zu verwandeln, schaffte er es, vielen (auch bis dahin unbekannten) Poeten eine musikalische Stimme zu geben. Z.B. ist es vor allem seinen musikalischen Interpretationen zu verdanken, dass Bert Brecht einem breiten griechischen Publikum zugänglich gemacht wurde. Doch besonders hervorzuheben ist hier der 1974 verstorbene Seemannsdichter Nikos Kavvadias, dessen Gedichte durch die Vertonungen des Thanos Mikroutsikos zum Kulturerbe Griechenlands und zum Bestandteil der griechischen, kulturellen Identität wurden.
Griechenland hat einen großen Menschen und Künstler und einen bedingungslos ehrlichen Sozialisten verloren. Sein Werk wird unsterblich sein.
Thessaloniki, 29.12.2019
FELIX LEOPOLD
(Foto: www.mikroutsikos.gr)
Am 28.12.2019 ist in Athen der Komponist Thanos Mikroutsikos verstorben.
1947 in Patras geboren war er neben Mikis Theodorakis und Manos Hatzidakis der jüngste der griechischen Komponisten, die mit ihren Werken Musikgeschichte geschrieben haben.
Getrieben von einer schier unstillbaren intellektuellen Neugier und menschlicher Offenheit verstand er es, die unterschiedlichsten Musikstile in seinen Kompositionen zu vereinen. Beeinflusst von der klassischen Fugentechnik, der Zwölftonmusik, dem Blues, dem Rock und natürlich von der traditionellen griechischen Musik schuf er einen so zutiefst eigenen Kompositionsstil, der an Intensität kaum noch zu steigern ist.
Neben der Komposition einiger orchestraler Werke, die auch weltweit aufgeführt wurden (u.a. auch in Berlin, Leipzig und Dresden) beschäftigte er sich vor allem mit der Vertonung von Gedichten. Mit poetischer Sensibilität und seinem Talent, Worte in Töne zu verwandeln, schaffte er es, vielen (auch bis dahin unbekannten) Poeten eine musikalische Stimme zu geben. Z.B. ist es vor allem seinen musikalischen Interpretationen zu verdanken, dass Bert Brecht einem breiten griechischen Publikum zugänglich gemacht wurde. Doch besonders hervorzuheben ist hier der 1974 verstorbene Seemannsdichter Nikos Kavvadias, dessen Gedichte durch die Vertonungen des Thanos Mikroutsikos zum Kulturerbe Griechenlands und zum Bestandteil der griechischen, kulturellen Identität wurden.
Griechenland hat einen großen Menschen und Künstler und einen bedingungslos ehrlichen Sozialisten verloren. Sein Werk wird unsterblich sein.
Thessaloniki, 29.12.2019
FELIX LEOPOLD
(Foto: www.mikroutsikos.gr)
Thessaloniki, 17. Januar 2019
Heute morgen ist in Köln mein guter Freund Jürgen Rompf verstorben und ich fühle mich verpflichtet, einen persönlichen Abschied zu schreiben.
Für die „POP – Initiativgruppe griechische Kultur“ spielte ich vor ca. 8 Jahren in Köln meine ersten zwei Konzerte. Dort lernte ich Jürgen Rompf als umtriebig treibende Kraft dieses Vereins kennen. Diese Bekanntschaft wuchs sehr schnell zu einer innigen Freundschaft,
denn die weiteren alljährlichen Konzerte in Köln organisierten wir beide in Eigeninitiative,
ohne Geld, nur mit persönlichem Einsatz und das auch wirklich erfolgreich.
Die dazu nötigen unzähligen Telefonate und auch meine alljährlichen dreitägigen Aufenthalte
bei ihm zuhause schweißten uns zusammen.
Jürgen Rompf war ein intensiver und schwieriger Mensch. Und wohl gerade deshalb haben wir uns so gut verstanden.
Er war kein Diplomat. Enttäuschung, Wut, Freude und Enthusiasmus standen ihm immer
ins Gesicht geschrieben. Er konnte sich gar nicht verstecken, und deshalb wusste ich auch immer, woran ich mit ihm war.
Und er war ein Fanatiker. Ein Gerechtigkeitsfanatiker. Ich glaube, dass das auch die Basis seines Philhellenismus war.
Denn sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz für Distomo und die bis heute verweigerten Reparationszahlungen an Griechenland liegen eindeutig darin begründet, dass er diese himmelschreiende Ungerechtigkeit nicht einfach so als politischen Mainstream akzeptieren wollte.
Und er war ein Arbeitsfanatiker. Wie ein trockener Schwamm das Wasser zog er die Verantwortung für kulturelle Projektplanungen, die Internetpräsenz verschiedener Vereine (wie auch der Vereinigung griechischer Schriftsteller in Deutschland) und für die Vorbereitung unzähliger interkultureller Veranstaltungen an sich.
Meine Bemerkung „Du musst ja nicht alles immer alleine machen.“ wischte er vor dem Computer sitzend meist weg mit einem „Jetzt lass mich mal! Ich muss das hier zu ende machen.“ Und ich ließ ihn dann machen, hab mich im Sessel zurückgelehnt, eine Zigarette geraucht und darauf gewartet, dass er wieder zurückkehrt
in die Welt unserer real existierenden Freundschaft.
Ohnehin bin ich schon lange überzeugt, dass ihn dieser Fanatismus auch gerettet hat. Denn es war wohl diese Arbeitswut und sein unbedingter Wille,
Verantwortung zu übernehmen, die es ihm nach Alkoholismus und überlebter Obdachlosigkeit und trotz bis zum Schluss andauernder materieller Armut halfen,
ein würdevolles Leben zu gestalten.
Ich darf das hier erzählen, denn er selbst hat aus seiner Vergangenheit nie ein Hehl gemacht und hat sich ihrer nie geschämt.
Armut war für Jürgen Rompf nie eine Schande sondern nur ein Zustand, mit dem er irgendwie klarkommen musste.
Und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich selber die Kraft aufgebracht hätte, unter solchen Voraussetzungen noch ein solch großes Werk zu schaffen.
Auch ich habe trotz unzähliger Gespräche wohl nur einen oberflächlichen Eindruck von dessen Ausmaß. Wie groß es wirklich ist, werden wir Hinterbliebenen
wohl erst dann feststellen, wenn wir versuchen, es weiterzuführen.
Und hierzu wünsche ich all seinen Freunden bei der POP, der Vereinigung griechischer Schriftsteller, bei all den Deutsch-griechischen Gesellschaften
und natürlich auch all den Distomo-Aktivisten viel Kraft und Geduld.
Ich habe heute die Hoffnung auf eine weitere Umarmung von ihm verloren. Als Freund ist er unsterblich.
FELIX LEOPOLD
Heute morgen ist in Köln mein guter Freund Jürgen Rompf verstorben und ich fühle mich verpflichtet, einen persönlichen Abschied zu schreiben.
Für die „POP – Initiativgruppe griechische Kultur“ spielte ich vor ca. 8 Jahren in Köln meine ersten zwei Konzerte. Dort lernte ich Jürgen Rompf als umtriebig treibende Kraft dieses Vereins kennen. Diese Bekanntschaft wuchs sehr schnell zu einer innigen Freundschaft,
denn die weiteren alljährlichen Konzerte in Köln organisierten wir beide in Eigeninitiative,
ohne Geld, nur mit persönlichem Einsatz und das auch wirklich erfolgreich.
Die dazu nötigen unzähligen Telefonate und auch meine alljährlichen dreitägigen Aufenthalte
bei ihm zuhause schweißten uns zusammen.
Jürgen Rompf war ein intensiver und schwieriger Mensch. Und wohl gerade deshalb haben wir uns so gut verstanden.
Er war kein Diplomat. Enttäuschung, Wut, Freude und Enthusiasmus standen ihm immer
ins Gesicht geschrieben. Er konnte sich gar nicht verstecken, und deshalb wusste ich auch immer, woran ich mit ihm war.
Und er war ein Fanatiker. Ein Gerechtigkeitsfanatiker. Ich glaube, dass das auch die Basis seines Philhellenismus war.
Denn sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz für Distomo und die bis heute verweigerten Reparationszahlungen an Griechenland liegen eindeutig darin begründet, dass er diese himmelschreiende Ungerechtigkeit nicht einfach so als politischen Mainstream akzeptieren wollte.
Und er war ein Arbeitsfanatiker. Wie ein trockener Schwamm das Wasser zog er die Verantwortung für kulturelle Projektplanungen, die Internetpräsenz verschiedener Vereine (wie auch der Vereinigung griechischer Schriftsteller in Deutschland) und für die Vorbereitung unzähliger interkultureller Veranstaltungen an sich.
Meine Bemerkung „Du musst ja nicht alles immer alleine machen.“ wischte er vor dem Computer sitzend meist weg mit einem „Jetzt lass mich mal! Ich muss das hier zu ende machen.“ Und ich ließ ihn dann machen, hab mich im Sessel zurückgelehnt, eine Zigarette geraucht und darauf gewartet, dass er wieder zurückkehrt
in die Welt unserer real existierenden Freundschaft.
Ohnehin bin ich schon lange überzeugt, dass ihn dieser Fanatismus auch gerettet hat. Denn es war wohl diese Arbeitswut und sein unbedingter Wille,
Verantwortung zu übernehmen, die es ihm nach Alkoholismus und überlebter Obdachlosigkeit und trotz bis zum Schluss andauernder materieller Armut halfen,
ein würdevolles Leben zu gestalten.
Ich darf das hier erzählen, denn er selbst hat aus seiner Vergangenheit nie ein Hehl gemacht und hat sich ihrer nie geschämt.
Armut war für Jürgen Rompf nie eine Schande sondern nur ein Zustand, mit dem er irgendwie klarkommen musste.
Und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich selber die Kraft aufgebracht hätte, unter solchen Voraussetzungen noch ein solch großes Werk zu schaffen.
Auch ich habe trotz unzähliger Gespräche wohl nur einen oberflächlichen Eindruck von dessen Ausmaß. Wie groß es wirklich ist, werden wir Hinterbliebenen
wohl erst dann feststellen, wenn wir versuchen, es weiterzuführen.
Und hierzu wünsche ich all seinen Freunden bei der POP, der Vereinigung griechischer Schriftsteller, bei all den Deutsch-griechischen Gesellschaften
und natürlich auch all den Distomo-Aktivisten viel Kraft und Geduld.
Ich habe heute die Hoffnung auf eine weitere Umarmung von ihm verloren. Als Freund ist er unsterblich.
FELIX LEOPOLD
Integration? Die Suche danach, was damit in der deutschen Zuwanderungsdebatte eigentlich gemeint ist, führt in die Absurdität des eigenen Anspruchs.
Ein Artikel von mir in der Nachrichten- & Medienseite HOUNDS & PEOPLE.
Ein Artikel von mir in der Nachrichten- & Medienseite HOUNDS & PEOPLE.
Nach dem Glyphosat-Debakel im Herbst 2017 habe ich die SPD ganz freundlich um Neuwahlen gebeten.
Ein Artikel von mir in der Nachrichten- & Medienseite "Hounds & People"
Ein Artikel von mir in der Nachrichten- & Medienseite "Hounds & People"
Eine Ansicht - 11. Okt. 2015
Der politische Werdegang der Angela Merkel ist eine unglaubliche, gesamtdeutsche Erfolgsgeschichte.
Die „Politik des Aussitzens“ eines Helmut Kohl hat sie konsequent zu einer Politik
der Problemverdrängung und des Leugnens von Verantwortung gesteigert.
All die Jahre über hat sie Probleme nicht gelöst sondern einfach abgeschafft.
Und ihr scheint mit dieser Politik gelungen zu sein, Deutschland nun endgültig auch mental zu einigen.
Denn die Zustimmung, die Angela Merkel für diese Politik all die Jahre über vorgefunden hat,
war im gesamten Deutschland beeindruckend hoch.
Und nun, da sie das erste Mal anerkennt, dass es mit den Fluchtwanderungen ein Problem gibt,
vor dem Deutschland sich weder verschließen noch davonlaufen kann,
fängt sie sich auch zum ersten Mal Prügel aus dem bürgerlich-konservativen Lager ein.
Der Schrecken ist groß, und das wundert mich nicht. „Schranken runter! Mauern hoch! Grenzen zu!“ tönt es vor allem aus Bayern.
Doch was sind diese Forderungen mehr, als die Forderungen nach Weiterführung der jahrelang so erfolgreichen merkelschen Politik
der Problemverdrängung, des Leugnens von Verantwortung und vor allem der Erhaltung des deutschen Staus Quo?
Die Freude darüber, dass die bis aufs Doppelte gesteigerten Rüstungsexporte (u.a. nach Saudi Arabien) den deutschen Außenhandelsüberschuss in die Höhe treiben und die gleichzeitige Klage darüber, dass Italien und Griechenland nicht in der Lage sind, die vor dem Krieg heranfliehenden Massen ordentlich zu registrieren
und in Flüchtlingshotspots unterzubringen sondern sie Richtung Mitteleuropa durchwinken, grenzt schon an geistige Perversion.
Vor allem auch, weil Deutschland selber gerade mit nur einem Teil dieser Flüchtlingsmassen organisatorisch nicht fertig wird.
Die Probleme sind riesig. Das sind sie aber nicht nur in Deutschland.
Warum, frage ich mich, ist die Angst vor dem Verlust der nationalen kulturellen Werte gerade in Deutschland so groß?
Dass jemand gerne seine Ruhe haben und nicht belästigt werden will, ist ja durchaus verständlich.
Dann muss sich dieser „Jemand“ allerdings auch dementsprechend benehmen.
Handelt es sich bei diesem „Jemand“ um eine ganze Nation, dann nennt man dieses Benehmen „Politik“.
Und da in Deutschland die Rüstungsexporte durch den gewählten Bundestag genehmigt werden müssen, gehören diese dort eben auch zur Politik.
Da Kriege die Hauptverursacher von Flüchtlingsströmen sind und Kriege nun mal mit Rüstungsgütern geführt werden, sind Nationen wie Deutschland,
die expansiv organisiert auf Rüstungsexporte bauen, eben auch unzweifelhaft mitverantwortlich für die Flüchtlingsströme.
Schon als Kind begann ich zu lernen, dass die Konsequenzen meines Handelns bestehen, egal ob sie mir gefallen oder nicht.
Und wenn ich zu faul oder zu feige bin, mich voraussehend mit ihnen zu befassen, dann kommen sie eben irgendwann von ganz alleine zu mir.
Und selbst dann noch, wenn ich vor einem mitverschuldetem Problem stehe, dem ich mich allein nicht gewachsen fühle,
ist es keine Schande, eigene Fehler einzugestehen und um Hilfe zu bitten.
Ich bin der Meinung, auch eine Nation scheitert nicht an einem Problem sondern an der Angst vor ihm.
Und aufgrund dieser aktuellen Erfahrungen, täte gerade ein Land wie Deutschland, dass sich ja seiner eigenen kulturellen Werte so unsicher zu sein scheint,
dass es solch große Angst hat, sie könnten in einem Flüchtlingsstrom untergehen, gut daran, sich für die Zukunft ernsthaft mit dem Gedanken zu befassen, Rüstungsexporte grundsätzlich zu verbieten.