In den 70er und 80er Jahren hatten meine Eltern ein kleines Ferienhaus in einem winzigen westfriesischen Dorf und dort hatte ich als zehnjähriger Bub auch zum ersten Mal eine Angel in der Hand. Meine Mutter erzählt noch heute, dass ich dort oft direkt nach dem Frühstück mit meiner Ausrüstung verschwand und erst zum Abendessen wieder nachhause kam. Damals gab es ja noch keine Handys, und ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie ihre mütterlichen Sorgen um mich ertrug und mir diese Freiheit ließ. Und da ich bis zu meinen versteckten Revieren im Schilf immer kilometerweit über Wiesen und Äcker laufen musste, wusste sie auch immer nur ungefähr, wo ich war.
Freiheit, Ruhe, Gelassenheit, unbedingte Konzentration und das Glücksgefühl der Naturnähe.
Bis heute sind das die Gründe, weshalb ich angeln gehe. Schon damals, als Teenager, kam ich meistens ohne Fisch aber voller Erlebnisse mit seltenen Tieren und dem Wetter zurück. Und das hat sich bis heute nicht geändert.
Natürlich möchte ich Fisch fangen und gebe mir auch redlich Mühe, mein Verständnis zu vertiefen sowie Technik und Ausrüstung zu verbessern. Aber normal ist, nichts zu fangen. Deshalb kenne ich beim Angeln auch keine Enttäuschung sondern nur Glück.
Hier in Nordgriechenland betreibe ich inzwischen fast ausschließlich das Spinnfischen vom Ufer aus. Denn nur mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken und einer Rute in der Hand komme ich so an Orte, an denen sonst kaum jemand angeln kann. Einsame Strände und Buchten, Felsenküsten, Mündungsdeltas oder auch Flüsse und Seen im Inland …. allein im Umkreis von ca.150 Km um Thessaloniki befinden sich unzählige atemberaubende Orte, an denen das Angeln ein Naturerlebnis ist.
Nachdem ich nun jahrelang Erfahrung und Ortskenntnisse gesammelt habe, möchte ich nun auch gerne denjenigen, die Freude an einem naturnahen und nicht einzig auf den Fangerfolg konzentrierten Angeln haben, das Angebot machen, mich auf einem solchen Trip zu begleiten.
Und da wir beim Spinnfischen, also dem Fischen mit geruchslosen Kunstködern, die Raubfische nicht anlocken können sondern suchen müssen, kombinieren wir das Angeln mit dem Wandern.
Hierbei ist am Meer der Fang folgender Fische möglich: Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax), Blaubarsch (Pomatomus saltatrix), kleine Thunfische, Bernsteinmakrele (Seriola dumerili), Goldmakrele (Coryphaena hippurus), Gabelmakrele (Lichia amia), Zahnbrasse (Dentex dentex), europäischer Barrakuda (Sphyraena sphyraena), gestreifter Zackenbarsch (Epinephelus costae) und Hornhecht (Belone belone).
Im Süßwasser ist mir das Angeln auf Hecht, Forelle und Lachsforelle möglich. Außerdem habe ich von einem Gewässer erfahren, in dem inzwischen auch der europäische Zander angekommen ist.
Freiheit, Ruhe, Gelassenheit, unbedingte Konzentration und das Glücksgefühl der Naturnähe.
Bis heute sind das die Gründe, weshalb ich angeln gehe. Schon damals, als Teenager, kam ich meistens ohne Fisch aber voller Erlebnisse mit seltenen Tieren und dem Wetter zurück. Und das hat sich bis heute nicht geändert.
Natürlich möchte ich Fisch fangen und gebe mir auch redlich Mühe, mein Verständnis zu vertiefen sowie Technik und Ausrüstung zu verbessern. Aber normal ist, nichts zu fangen. Deshalb kenne ich beim Angeln auch keine Enttäuschung sondern nur Glück.
Hier in Nordgriechenland betreibe ich inzwischen fast ausschließlich das Spinnfischen vom Ufer aus. Denn nur mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken und einer Rute in der Hand komme ich so an Orte, an denen sonst kaum jemand angeln kann. Einsame Strände und Buchten, Felsenküsten, Mündungsdeltas oder auch Flüsse und Seen im Inland …. allein im Umkreis von ca.150 Km um Thessaloniki befinden sich unzählige atemberaubende Orte, an denen das Angeln ein Naturerlebnis ist.
Nachdem ich nun jahrelang Erfahrung und Ortskenntnisse gesammelt habe, möchte ich nun auch gerne denjenigen, die Freude an einem naturnahen und nicht einzig auf den Fangerfolg konzentrierten Angeln haben, das Angebot machen, mich auf einem solchen Trip zu begleiten.
Und da wir beim Spinnfischen, also dem Fischen mit geruchslosen Kunstködern, die Raubfische nicht anlocken können sondern suchen müssen, kombinieren wir das Angeln mit dem Wandern.
Hierbei ist am Meer der Fang folgender Fische möglich: Wolfsbarsch (Dicentrarchus labrax), Blaubarsch (Pomatomus saltatrix), kleine Thunfische, Bernsteinmakrele (Seriola dumerili), Goldmakrele (Coryphaena hippurus), Gabelmakrele (Lichia amia), Zahnbrasse (Dentex dentex), europäischer Barrakuda (Sphyraena sphyraena), gestreifter Zackenbarsch (Epinephelus costae) und Hornhecht (Belone belone).
Im Süßwasser ist mir das Angeln auf Hecht, Forelle und Lachsforelle möglich. Außerdem habe ich von einem Gewässer erfahren, in dem inzwischen auch der europäische Zander angekommen ist.
Außerdem haben wir hier in Thessaloniki die Zeit des Lockdowns genutzt und im Januar 2021 den Anglerverein "ARION" gegründet. Da uns neben dem Umweltschutz auch die internationalen Beziehungen zu anderen europäischen Vereinen und Anglern sehr wichtig sind, werden wir ab 2022 jedes Frühjahr und jeden Herbst je eine internationale Angelwoche veranstalten, zu denen wir dann Angler aus ganz Europa einladen werden.
Bis wir das organisiert haben, freuen wir uns und ich mich ganz persönlich auf private Anglerbesuche. Bei Interesse können wir uns gerne über alle Details wie Ausrüstung, Ziel und Dauer des Angeltrips, Unkosten und eventuelle Wünsche eurerseits unterhalten. Hierzu kontaktiert mich doch bitte unter [email protected]. Ausflüge zu Süßwasser-Biotopen sind von September bis März sowie im Juni nach Beendigung der Schonzeit möglich. Das Spinnangeln am Meer hingegen ist von September bis Juni sinnvoll. Im Hochsommer gehe ich selber kaum angeln. Zum Schluss möchte ich noch kurz betonen, dass mein Angebot hier rein privater Natur ist, mit dem ich keine kommerziellen Ziele verfolge. Deshalb möchte ich jedoch auch höchstens zwei Personen mitnehmen, die gut zu Fuß und auch bitte keine Anfänger sein sollten. Außer der Deckung meiner Spritkosten fallen euch hier keine verpflichtenden Unkosten zur Last. Eine Belohnung meines Guidings geschieht nach Rücksprache und absolut freiwillig. |
Mein Artikel "Angeln in Griechenland" bei NETZWERK-ANGELN.DE
Das Angeln ... mal etymologisch und ein wenig philosophisch betrachtet.
Inspiriert durch einen Facebook-Post von Thomas Finkbeiner, dem Chefredakteur von Netzwerk-Angeln, in dem er sich humorvoll darüber gewundert hat, was so alles als "nicht richtiges" Angeln angesehen wird, habe ich mir auch mal meine Gedanken zu diesem Thema gemacht und möchte diese hier einfach mal mitteilen.
Und um herauszufinden, über was wir hier überhaupt reden, habe ich mich erstmal auf eine etymologische Suche nach dem Wort "Angel" gemacht:
Das deutsche Wort „Angel“ existiert seit der Zeit des Mittelhochdeutschen (ca. von 1050 n.Chr. bis 1350 n.Chr.) und entwickelte sich aus dem althochdeutschen (ca. 750 n.Chr. bis 1050 n.Chr.) Wort „angul“, das wiederum zurückgeht auf das antike germanische Wort „angulam“, das „Haken“ bedeutete. Das indogermanische Verb „ank“ bedeutete „krümmen“ und weist eine eindeutige Verwandtschaft zu dem lateinischen Wort „ancus“ auf, welches „gekrümmt“ bedeutet. Sprachgeschichtlich bezeichnen wir mit „Angel“ also einen gekrümmten Gegenstand (Haken), mit dem wir etwas einfangen oder festhalten. Dies beweist auch das noch heute existierende Wort „Türangel“.
So … bis hierher habe ich das recherchiert und jetzt bring ich mein persönliches Wissen ein: Das neugriechische Wort für „Haken“ ist „αγκίστρι (angistri)“, das schon in der griechischen Antike nahezu gleich existierte: „άγκιστρον (angistron)“. Hier lässt sich erkennen, dass auch das deutsche Wort „Anker“ dieselbe sprachhistorische Wurzel besitzt. Das griechische Wort für „Anker“ ist „άγκυρα (angyra)“. Auch ein Anker ist ja nichts anderes als ein gekrümmter Gegenstand, mit dem wir, an einer Leine befestigt, in der Tiefe nach einem Halt für unser Boot „angeln“. Das heißt, dass das Wort „Angel“ im Laufe von ca. 2000 Jahren eine sprachhistorische Reise von Griechenland nach Deutschland gemacht hat, auf der sich zwar bedingt durch den Sprachraum die Schreibweise aber nicht wesentlich die Bedeutung geändert hat. Auch heute ist eine Angel nicht mehr als ein an einer Leine befestigter Haken. Ob wir dann damit nach Fischen oder nach einem in die Toilette gefallenen Ehering angeln, ist für die Bedeutung nicht erheblich. Bei Bedarf den Arm hierbei mit einer Rute zu verlängern ist zwar clever aber nicht zwingend notwendig. Weil ein Pirogen-Fischer an der senegalischen Atlantikküste nur eine Handleine verwendet, können wir ja nicht behaupten, er würde nicht richtig angeln. Denn auch wenn wir uns in Deutschland das Angeln ohne Rute gar nicht mehr vorstellen können, dürfen wir nicht vergessen, dass die Rute nicht die Angel sondern nur ein grandioses technisches Hilfsmittel ist, ohne die einige Angelarten wie das Fliegen- & Spinnfischen gar nicht möglich wären. Mein bester Freund in Griechenland angelt bis heute ausschließlich mit der Handleine. Hatte er mich zu Beginn mit meinen Ruten noch als „Touristen“ belächelt, so erkennt er doch heute an, dass mir mit Rute Möglichkeiten gegeben sind, die ihm mit seiner Handleine verschlossen bleiben. Angeln wir beide im Boot jedoch auf die gleiche Art (z.B. Grundangeln), dann ist er oft erfolgreicher als ich.
Worauf will ich raus? Halten wir uns an die Bedeutung des Wortes, dann gibt es ein richtiges oder falsches Angeln höchstens, wenn es erfolgreich oder eben erfolglos ist. Das heißt, dass unser Angeln nach dem in die Toilette gefallenen Ehering so lange „falsch“ ist, bis wir ihn erwischt haben. Beim Angeln nach Fischen lässt sich dieses „Erfolgsprinzip“ nicht so einfach anwenden. Denn hier versuchen wir, selbstständige und lebendige Wesen mit eigener, von Umweltbedingungen beeinflusster Empfindsamkeit so weit anzulocken, dass sie von sich aus an den Haken gehen. Und wenn an einem Tag Wetter, Windrichtung und Uhrzeit perfekt sind und man richtig gut fängt, heißt das noch lange nicht, dass man am nächsten Tag unter exakt denselben Bedingungen wieder erfolgreich sein wird. Wir wissen nicht wirklich, warum die Fische beißen oder eben nicht. Zum Glück wissen wir das nicht. Denn so gehen wir weiter angeln, immer mit gespannter Hoffnung. Hätten wir für das Beißverhalten der Fische eine wissenschaftliche Erklärung und somit eine Erfolgsgarantie, dann ginge uns nicht nur diese Spannung sondern auch die Freude über den Erfolg verloren. Natürlich gibt es inzwischen einige Internetseiten, die auf empirischer Forschung basierend die Parameter Ebbe/Flut sowie Mond/Sonne zu einer alltäglichen Vorhersage für die Fischaktivität zusammenfassen und damit eine Orientierung bieten. Eine Erfolgsgarantie bieten sie nicht. Ich persönlich nutze https://tides4fishing.com und das Studieren dieser Seite hilft mir ganz gut dabei, meine eigenen Erfahrungen vor Ort zu deuten und zu sortieren.
Und genauso wie das Internet, das uns dabei hilft, die Beißzeiten herauszufinden, ist auch das Echolot eine moderne Erfindung, die uns dabei hilft, auf einer weiten Fläche in der Unterwasserwelt die Fische zu finden. Ein weiterer Freund von mir, der auch Big-game-Touren in der nördlichen Ägäis organisiert, beklagt sich öfters darüber, dass Angeltouristen sich über "erfolglose" Touren beschweren und die moderne Echolottechnik an Bord mit einer Fanggarantie verwechseln.
Genauso wie die Verwendung spezieller Ruten und Rollen für das Fliegen- und Spinnfischen unerlässlich ist, so ist es inzwischen auch die des Echolots beim Big-game auf dem Meer oder dem Spinnfischen auf einem großen See.
Die Entscheidung darüber, inwieweit wir nun moderne Technik beim Angeln benutzen oder eben nicht, macht uns jedoch nicht zu "richtigen" Anglern. Richtige Angler werden wir nur, wenn wir unseren eigenen Ansprüchen folgen und die dann auch nur auf uns selbst beziehen. Mein Freund in Griechenland, der bis heute ausschließlich die Handleine verwendet ist ein wahrhaftiger Angler und ich bewundere ihn für seine feine Hand. Doch auch er zollt dem Weg, den ich als Angler genommen habe, höchsten Respekt. Und mir, der ich mit Spinnrute und Rucksack kilometerweit unterwegs bin, käme es niemals in den Sinn, mich über Ansitzangler lustig zu machen, die mit Kaffee oder Bier in der Hand am Wasser die Füße hochlegen. Und darüber, dass mir dort, wo ich lebe, zum Angeln schier unzählige naturbelassene Biotope zur Verfügung stehen, bin ich nur dankbar. Als Voraussetzung für ein "richtiges" Angeln sehe ich das nicht. Denn was wäre, wenn auch ich in irgendeiner Stadt leben müsste, in deren Umkreis ich nur an künstlich angelegten Teichen, einem kanalisierten Fluss mit Spundwänden und vor einem grauen Industriegebiet als Horizont angeln könnte? Ich müsste mich wie viele einfach damit zufriedengeben und meine persönlichen Ansprüche anpassen.
Jeder, der die äußeren Umstände, die eigenen Möglichkeiten und die persönlichen Ansprüche unter einen Hut bekommt und den so das Angeln glücklich und zufrieden macht, ist ein "richtiger" Angler.
Und das schon erwähnte Erfolgsprinzip ist hierbei absolut fehl am Platz. Denn wer meint, sich nur durch spektakuläre Fänge als richtiger Angler beweisen zu können, hat immer Angst vor dem eigenen Anspruch und ist sich selbst nie genug.
Thessaloniki, 4. April 2022
Inspiriert durch einen Facebook-Post von Thomas Finkbeiner, dem Chefredakteur von Netzwerk-Angeln, in dem er sich humorvoll darüber gewundert hat, was so alles als "nicht richtiges" Angeln angesehen wird, habe ich mir auch mal meine Gedanken zu diesem Thema gemacht und möchte diese hier einfach mal mitteilen.
Und um herauszufinden, über was wir hier überhaupt reden, habe ich mich erstmal auf eine etymologische Suche nach dem Wort "Angel" gemacht:
Das deutsche Wort „Angel“ existiert seit der Zeit des Mittelhochdeutschen (ca. von 1050 n.Chr. bis 1350 n.Chr.) und entwickelte sich aus dem althochdeutschen (ca. 750 n.Chr. bis 1050 n.Chr.) Wort „angul“, das wiederum zurückgeht auf das antike germanische Wort „angulam“, das „Haken“ bedeutete. Das indogermanische Verb „ank“ bedeutete „krümmen“ und weist eine eindeutige Verwandtschaft zu dem lateinischen Wort „ancus“ auf, welches „gekrümmt“ bedeutet. Sprachgeschichtlich bezeichnen wir mit „Angel“ also einen gekrümmten Gegenstand (Haken), mit dem wir etwas einfangen oder festhalten. Dies beweist auch das noch heute existierende Wort „Türangel“.
So … bis hierher habe ich das recherchiert und jetzt bring ich mein persönliches Wissen ein: Das neugriechische Wort für „Haken“ ist „αγκίστρι (angistri)“, das schon in der griechischen Antike nahezu gleich existierte: „άγκιστρον (angistron)“. Hier lässt sich erkennen, dass auch das deutsche Wort „Anker“ dieselbe sprachhistorische Wurzel besitzt. Das griechische Wort für „Anker“ ist „άγκυρα (angyra)“. Auch ein Anker ist ja nichts anderes als ein gekrümmter Gegenstand, mit dem wir, an einer Leine befestigt, in der Tiefe nach einem Halt für unser Boot „angeln“. Das heißt, dass das Wort „Angel“ im Laufe von ca. 2000 Jahren eine sprachhistorische Reise von Griechenland nach Deutschland gemacht hat, auf der sich zwar bedingt durch den Sprachraum die Schreibweise aber nicht wesentlich die Bedeutung geändert hat. Auch heute ist eine Angel nicht mehr als ein an einer Leine befestigter Haken. Ob wir dann damit nach Fischen oder nach einem in die Toilette gefallenen Ehering angeln, ist für die Bedeutung nicht erheblich. Bei Bedarf den Arm hierbei mit einer Rute zu verlängern ist zwar clever aber nicht zwingend notwendig. Weil ein Pirogen-Fischer an der senegalischen Atlantikküste nur eine Handleine verwendet, können wir ja nicht behaupten, er würde nicht richtig angeln. Denn auch wenn wir uns in Deutschland das Angeln ohne Rute gar nicht mehr vorstellen können, dürfen wir nicht vergessen, dass die Rute nicht die Angel sondern nur ein grandioses technisches Hilfsmittel ist, ohne die einige Angelarten wie das Fliegen- & Spinnfischen gar nicht möglich wären. Mein bester Freund in Griechenland angelt bis heute ausschließlich mit der Handleine. Hatte er mich zu Beginn mit meinen Ruten noch als „Touristen“ belächelt, so erkennt er doch heute an, dass mir mit Rute Möglichkeiten gegeben sind, die ihm mit seiner Handleine verschlossen bleiben. Angeln wir beide im Boot jedoch auf die gleiche Art (z.B. Grundangeln), dann ist er oft erfolgreicher als ich.
Worauf will ich raus? Halten wir uns an die Bedeutung des Wortes, dann gibt es ein richtiges oder falsches Angeln höchstens, wenn es erfolgreich oder eben erfolglos ist. Das heißt, dass unser Angeln nach dem in die Toilette gefallenen Ehering so lange „falsch“ ist, bis wir ihn erwischt haben. Beim Angeln nach Fischen lässt sich dieses „Erfolgsprinzip“ nicht so einfach anwenden. Denn hier versuchen wir, selbstständige und lebendige Wesen mit eigener, von Umweltbedingungen beeinflusster Empfindsamkeit so weit anzulocken, dass sie von sich aus an den Haken gehen. Und wenn an einem Tag Wetter, Windrichtung und Uhrzeit perfekt sind und man richtig gut fängt, heißt das noch lange nicht, dass man am nächsten Tag unter exakt denselben Bedingungen wieder erfolgreich sein wird. Wir wissen nicht wirklich, warum die Fische beißen oder eben nicht. Zum Glück wissen wir das nicht. Denn so gehen wir weiter angeln, immer mit gespannter Hoffnung. Hätten wir für das Beißverhalten der Fische eine wissenschaftliche Erklärung und somit eine Erfolgsgarantie, dann ginge uns nicht nur diese Spannung sondern auch die Freude über den Erfolg verloren. Natürlich gibt es inzwischen einige Internetseiten, die auf empirischer Forschung basierend die Parameter Ebbe/Flut sowie Mond/Sonne zu einer alltäglichen Vorhersage für die Fischaktivität zusammenfassen und damit eine Orientierung bieten. Eine Erfolgsgarantie bieten sie nicht. Ich persönlich nutze https://tides4fishing.com und das Studieren dieser Seite hilft mir ganz gut dabei, meine eigenen Erfahrungen vor Ort zu deuten und zu sortieren.
Und genauso wie das Internet, das uns dabei hilft, die Beißzeiten herauszufinden, ist auch das Echolot eine moderne Erfindung, die uns dabei hilft, auf einer weiten Fläche in der Unterwasserwelt die Fische zu finden. Ein weiterer Freund von mir, der auch Big-game-Touren in der nördlichen Ägäis organisiert, beklagt sich öfters darüber, dass Angeltouristen sich über "erfolglose" Touren beschweren und die moderne Echolottechnik an Bord mit einer Fanggarantie verwechseln.
Genauso wie die Verwendung spezieller Ruten und Rollen für das Fliegen- und Spinnfischen unerlässlich ist, so ist es inzwischen auch die des Echolots beim Big-game auf dem Meer oder dem Spinnfischen auf einem großen See.
Die Entscheidung darüber, inwieweit wir nun moderne Technik beim Angeln benutzen oder eben nicht, macht uns jedoch nicht zu "richtigen" Anglern. Richtige Angler werden wir nur, wenn wir unseren eigenen Ansprüchen folgen und die dann auch nur auf uns selbst beziehen. Mein Freund in Griechenland, der bis heute ausschließlich die Handleine verwendet ist ein wahrhaftiger Angler und ich bewundere ihn für seine feine Hand. Doch auch er zollt dem Weg, den ich als Angler genommen habe, höchsten Respekt. Und mir, der ich mit Spinnrute und Rucksack kilometerweit unterwegs bin, käme es niemals in den Sinn, mich über Ansitzangler lustig zu machen, die mit Kaffee oder Bier in der Hand am Wasser die Füße hochlegen. Und darüber, dass mir dort, wo ich lebe, zum Angeln schier unzählige naturbelassene Biotope zur Verfügung stehen, bin ich nur dankbar. Als Voraussetzung für ein "richtiges" Angeln sehe ich das nicht. Denn was wäre, wenn auch ich in irgendeiner Stadt leben müsste, in deren Umkreis ich nur an künstlich angelegten Teichen, einem kanalisierten Fluss mit Spundwänden und vor einem grauen Industriegebiet als Horizont angeln könnte? Ich müsste mich wie viele einfach damit zufriedengeben und meine persönlichen Ansprüche anpassen.
Jeder, der die äußeren Umstände, die eigenen Möglichkeiten und die persönlichen Ansprüche unter einen Hut bekommt und den so das Angeln glücklich und zufrieden macht, ist ein "richtiger" Angler.
Und das schon erwähnte Erfolgsprinzip ist hierbei absolut fehl am Platz. Denn wer meint, sich nur durch spektakuläre Fänge als richtiger Angler beweisen zu können, hat immer Angst vor dem eigenen Anspruch und ist sich selbst nie genug.
Thessaloniki, 4. April 2022